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Das Industriemuseum in Hattingen, Messi und ein brennendes Auto …

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe war Gastgeber für eine Lesung des Autorenkollektivs “daughters and sons of gastarbeiters“, einem losen Zusammenschluss von Autoren, die zumeist Geschichten ihrer Vorgängergenerationen in ihren Texten Leben einhauchen und diese in Lesungen quer durch die Republik Interessierten zuteil kommen lassen. Gegründet wurde das Autorenkollektiv von Ferda Ataman – aktuell Antidiskriminierungsbeauftragte im Bundestag – und Dr. Çiçek Bacık.

Das Datum war nicht nur für Fußballenthusiasten ein Besonderer. An diesem 18. Dezember jährte sich nämlich zum 35. Mal der sogenannte letzte Hochofenabstich dieser Hütte und wie es der Zufall so wollte, war es auch der Internationale Tag der Migranten.

Anja Junghans, Agentin für Diversität am LWL-Industriemuseum war unsere Ansprechpartnerin für Inhalt, Organisatorisches und technische Fragen. Die Bühne In historischer Kulisse der Heinrichshütte war perfekt vorbereitet, so dass wir uns nur auf unsere Leseparts konzentrieren mussten. Eigentlich hätte diese Veranstaltung genau vor einem Jahr stattfinden sollen, was aber pandemiebedingt dann auf dieses Jahr verschoben wurde. 

Es lasen Martin Hyun, Nga Do, Marcello Buzzanca und ich. Die Zusammensetzung der Autoren erinnerte mich an meine Kochkünste … jedes Mal schmeckt es anders, aber immer interessant und sehr oft gut! Die Zutaten ändern sich in Menge und Art und es kommt immer Überraschendes heraus. Ich bin dankbar dafür, dass ich bei diesen Lesungen so viele interessante und diverse Autoren kennen lernen darf.

Martin übernahm die Moderation und ich die Organisation der Medien, die im Hintergrund auf der Leinwand eingespielt wurden. Die – doch an Zahl nicht wenigen – Zuhörer konnten Geschichten zuhören, die persönlicher nicht sein konnten. Marcellos Roadtrip durch Orte der Kindheit hin zu den Absurditäten der Gegenwart, vom Filterkaffee trinkenden sizilianischem Vater bis hin zu der mit sizilianischem Akzent sprechenden deutschen Mutter. Beide anscheinend fehl am platz und doch von der Ferne betrachtet genau die richtige Antwort auf die Fragen des Lebens.

Nga (Miki) Do überraschte mich ganz besonders mit ihrem Beitrag. Sie las einen Auszug aus ihrem Roman “Wo Zucker vom Himmel fällt“. Sie beschreibt aus einer Perspektive, die mir so nicht bekannt war. Langsam und ruhig erzählt sie Weltgeschichte entlang von Unwägbarkeiten des Lebens wandernd. Die sich anbahnende Katastrophe wird einem klar, wenn die Protagonisten zu Weihnachten auf der Suche nach den Sonnenblumenhäusern sind und sich verlaufen.

Martin brachte interessante Einblicke mit. Auf teilweise humorvolle und zum Teil schmerzhafte Weise umriss er koreanische Einwanderungsgeschichte am Beispiel seines Vaters. In Erinnerung bleiben mir der fast militärische Drill, um in der Schule Erfolg zu haben und die Kuppelbus-Fahrten 😉

Ich habe mein Gedicht “Die Kur” und meine Kurzgeschichte “Der Rabe” vorgelesen. Im Anschluss gab es anregende Gespräche, wobei ich wieder feststellen konnte, dass es viele erzählenswerte Geschichten und Geschichtchen gibt.

Auf dem Weg zurück nach Moers habe ich noch im Radio gehört, dass Argentinien gegen Frankreich mit 2:0 führt. Das Finale ist gelaufen, dachte ich mir. Messi hat es also doch noch geschafft. Ich habe dann meine Playlist angemacht und fuhr an einem Polizeiwagen vorbei, der vor einem Kleinwagen Wache stand, der lichterloh brannte. Zum Glück nur Sachschaden.

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